von Stefanie Gradl

Die größte und stärkste Brücke der Welt

"Der Sturm! Ob die Brücke ihn hält!
Die größte und stärkste Brücke der Welt!"
Die Brücknersleut` schauen in die dunkle Ferne,
der Himmel ist schwarz! Man sieht keine Sterne!
Vater und Mutter sehen wartend nach Süden aus,
ob ihr Sohn mit dem Zug kommt nach Haus`!
Der Sturm heult. Wellen peitschen an die Brück`
"Mein Sohn, ob er jemals kommt zurück?"
"Na klar kommt dein Sohn zurück, du wirst seh`n,
wenn die Leute ihm jubelnd entgegen geh`n!"
Der Sturm heult durch die kalte Nacht,
noch zwanzig Minuten bis Mitternacht!
"Die Wellen schlagen immer heftiger gegen die Brück`
und mein Sohn ist immer noch nicht zurück!"
Der Vater hat keine Sorge um sein Kind,
obwohl er immer stärker weht; der Wind!

Blitze durchzucken die schwarze Nacht,
noch zehn Minuten bis Mitternacht.
Der Zug! Er ist`s! Die Brücknersleut` geben sich die Hände,
endlich hat das Warten ein Ende!
Während alle schon feiern den kommenden Sieg,
führt der Sturm mit der Brücke Krieg.
Der Sturm ergreift die endgültige Macht,
und noch zwei Minuten bis Mitternacht!

Der Zug fährt nun dem Ziel entgegen,
und alle danken für Gottes Segen.
Der Vater sieht nur Ruhm und Geld
und die Anerkennung der Brücke von der ganzen Welt.
"Bis jetzt ist der Zug noch nicht am Ziel",
und als dieser Satz der Mutter fiel,
durchzucken Blitze die unheimliche Nacht,
die Uhr schlägt zwölf; es ist Mitternacht!

Ein Donner erdröhnt! Blitze zucken! Der Wind zischt!
Die Brücke bricht. Das Licht erlischt!
Der Zug stürzt in das tiefe Meer.
Fassungslos, erschrocken blicken alle hinterher!
"Die größte und stärkste Brücke der Welt?,
die nicht mal `nen Zug und `nen Sturm aushält!"
Den Vater durchdringt ein kalter Schauer,
die Mutter weint um den Sohn voll Trauer.


Alex   08. Januar 2018    20:53    Gedichte - Gradl    0    5952
Gedicht, Stefanie Gradl

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